1887 unternimmt Hölzel seine wohl erste Reise nach Paris. Obwohl man wenig über seinen Aufenthalt weiß, ist anzunehmen, dass er die Werke des französischen Impressionismus sieht und stark beeindruckt ist. Nach seiner Rückkehr im Herbst zieht er nach Dachau. Die ungewöhnliche Landschaft des Dachauer Mooses mit ihrer erhaltenen Ursprünglichkeit und Wildheit fasziniert um die Jahrhundertwende viele Maler:innen, die hier der damals beliebten Freilichtmalerei nachgehen. Um finanziell unabhängig arbeiten zu können, gründet Hölzel in Dachau 1891 eine private Malschule.
Hölzel vollzieht hier einen wesentlichen Schritt hin zur Avantgarde. Seine theoretischen Überlegungen zum Bild- und Flächenaufbau zeigen sich gerade in den Dachauer Werken. In »Dachauer Moos II« ist der Bildaufbau auf die große fast kreisrunde Baumkrone ausgerichtet. Die Kreiskomposition wird Hölzel zeitlebens beschäftigen, steht doch der Kreis für Einheit und Harmonie. Als große Form kann er kleinere Teilformen in sich aufnehmen und zusammenfassen – ein Aspekt, der für Hölzel zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Im Vordergrund des Bildes streben die Linien und Formen auf das in der Mitte stehende Haus zu, das mit seinen klaren Linien wiederum zu der runden Baumkrone in Kontrast gesetzt ist. Im Vergleich zu früheren Arbeiten ist die Pinselführung nun viel freier und kraftvoller. Auf Details verzichtet Hölzel weitestgehend, vielmehr konzentriert er sich bei der Komposition auf die Gestaltung mittels Formen und Farbe. Die Farbpalette bleibt mit ihren gedämpften Farben eher tonig und wirkt im Vordergrund sehr erdverbunden, fast schwer. Beim Himmel entscheidet sich Hölzel gegen einen deckenden Farbauftrag. Stattdessen lässt er Partien der hell grundierten Leinwand sichtbar stehen, was wesentlich zur Stimmung des Himmels beiträgt.
Werkdaten
- Inventarnummer: O-2775
- Material / Technik: Öl auf Leinwand
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart
Provenienz
1917/18 Ausstellung der Werke von Adolf Hölzel, Kestner-Gesellschaft, Hannover; 1918–1986,17.12. Ankauf der Ausstellung durch Pelikan AG, Hannover; 1986, 17.12. Städtische Galerie, Stuttgart