Ein Strudel mit Sog: »Bluxao« nennt Willi Baumeister sein Gemälde einer tiefschwarzen Spirale auf blauem Grund. Sie scheint sich zu drehen, gelbe und rote Flächen, die an pfeilartige Papierschnipsel erinnern, schwirren um sie herum. Auch weiße und grüne Sprengsel sind in dieser Umlaufbahn zu entdecken. Grün, rot, blau und gelb schaffen starke Farbkontraste. Werden sie vom Gravitationsfeld der Spirale angezogen oder abgestoßen? Beides ist möglich. Klar ist, sie entfalten Dynamik: Baumeister bringt die Oberfläche der Hartfaserplatte mit Farben aus Öl, Kunstharz und Tempera so in Bewegung, dass sie tief wirkt, fast dreidimensional. Der Effekt ändert sich mit Perspektive und Lichteinfall. Hintergrund: 1947 erscheint Baumeisters vielbeachtetes Buch »Das Unbekannte in der Kunst«. Der maßgebliche Verfechter der Abstraktion im Nachkriegsdeutschland spürt dem Unergründlichen nach. Statt herkömmlicher Bildtitel nutzt er – nun Professor an der Stuttgarter Kunstakademie – klangvolle Lautmalereien, die die Aussage des Werks unterstreichen. Die neunteilige Bilderserie »Bluxao«, in seinen letzten Lebensmonaten gemalt, basiert auf dunklen Tönen wie »u« und »o«, ausgesprochen formen die Lippen eine Spirale.
Werkdaten
- Inventarnummer: BB-2114
- Material / Technik: Öl mit Kunstharz und Tempera auf Hartfaserplatte
- Creditline: © VG Bild-Kunst, Bonn 2024 / Archiv Baumeister im Kunstmuseum Stuttgart