Wintermorgen in Meersburg

Größe88,2 x 113,6 x 5,8 cm

Meersburg am Bodensee. Eisblauer Himmel, dunkles Wasser. Die markante Silhouette in der Wintersonne. Der für seine Bodenseebilder und Porträts bekannte Waldemar Flaig führt das Motiv zweimal aus. Die zweite Version befindet sich in den Städtischen Museen Villingen-Schwenningen. Vom Bild gibt es auch eine Postkarte.
Flaig gehört zu den expressionistischen Malern. Er lebt ab 1920 in Meersburg, Berlin und Düsseldorf. Nach dem Kunststudium kämpft er als Soldat im Ersten Weltkrieg. An den Folgen einer Kriegsverletzung leidet er bis zum frühen Tod.
Die Würdigung des Gesamtwerks fällt nach seinem Tod unterschiedlich aus. Im Dritten Reich sind seine Werke geschätzt, haben aber auch Gegner:innen. 1937 werden zwei seiner Bilder im Rahmen der Aktion »Entartete Kunst« beschlagnahmt. 1942 findet zu seinem Gedenken eine Wanderausstellung statt, die auch in Stuttgart gezeigt wird. »Meersburg im Winter« wird hier für 10 000 RM gekauft. Damit ist ein expressionistisches Gemälde unter den 20 teuersten Ankäufen der Stadt im Dritten Reich.
Das Bild birgt eventuell ein Geheimnis: ein Bild unter dem Bild. 1928 gibt Dr. Hans Langendorff, Chefarzt des Krankenhauses Konstanz und Flaigs Arzt, das Porträt seiner Frau Lis bei Flaig in Auftrag. Weil der Maler Arztrechnungen auch mit Bildern bezahlt, besitzt der Arzt schon Werke von ihm. Lis Langendorff gefällt ihr Porträt aber nicht, sie gibt es Flaig zurück. Möglicherweise übermalt er es 1931 mit der Winterlandschaft. Eine Untersuchung soll Klärung bringen.

Werkdaten
Inventarnummer: O-657
Material / Technik: Öl auf Leinwand
Creditline: Kunstmuseum Stuttgart
Provenienz

1931–1932 Waldemar Flaig; 1932–1942 Maria Flaig, künstlerischer Nachlass; 1942 Wessenberg-Galerie, Kunstverein Konstanz; 1942 Kunsthaus Schaller, Ausstellung Waldemar Flaig; 1942 Städtische Galerie (Kunstmuseum Stuttgart)

Lizenzhinweis
Foto: Frank Kleinbach, Stuttgart
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