[un]erwartet. Die Kunst des Zufalls
Der Zufall entzieht sich jeder Festlegung – und doch nutzt die Kunst den kalkulierten Zufall als gestaltende Kraft. In den vergangenen hundert Jahren haben Künstler:innen Methoden und Verfahren entwickelt, um Zufallsprozesse unter definierten Bedingungen auszulösen. Anhand von rund 120 Werken zeigte die Ausstellung, wie Künstler:innen experimentell und systematisch mit dem Zufall umgegangen sind.
Hans Arp und die Surrealisten waren die ersten, die um 1920 das schöpferische Potenzial des Zufalls erkannten. Max Ernst provozierte mit seinen Frottagen das Unvorhersehbare. Dafür legte er etwa Blätter oder Holz unter Zeichenpapier und rieb sie mit Bleistift durch. Die so entstandenen Strukturen ergänzte er zu fantastischen Bildern.
In den 1960er-Jahren hielt der Zufall Einzug in die konkrete Kunst. Rune Mields und Vera Molnár interessierten sich für den mathematischen Aspekt des Zufalls. In seinen Collagen ordnete herman de vries Papierstreifen nach Zufallstabellenzahlen an, wie sie bei biologischen Feldexperimenten verwendet werden.
In der Gegenwartskunst ist Zufall ebenfalls ein Thema. Timm Ulrichs Bodenobjekt »Casual : Causal« (1983) und Patrycja Germans performative Installation »Kartenlegen« (2010–2016) setzen bei der Frage an, was der Zufall für den Menschen in Entscheidungssituationen bedeutet. Christian Jankowski hat den Fokus auf sich gerichtet: Seine Videoarbeit »Telemistica« (1999) versammelt Antworten italienischer Astrologen auf seine Frage, ob ihm eine Zukunft als bekannter Künstler bevorstehe.
Zur Ausstellung wurde ein »VersuchsLabor« eingerichtet, in dem Besucher:innen jeden Alters sowie Schulklassen experimentieren konnten.
Kuratorin Eva-Marina Froitzheim
Wissenschaftliche Assistenz Anna-Maria Drago Jekal
Gefördert durch Innovationsfonds Kunst Baden-Württemberg, Südwestbank AG, Holtzbrinck Publishing Group, Staatliche Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg, Börse Stuttgart
Künstler:innen
Hans Arp, Johannes Auer, John Baldessari, Willi Baumeister, Guillaume Bijl, Anna und Bernhard Blume, George Brecht, Marcel Broodthaers, Ludger Brümmer, John Cage, Götz Dipper, Reinhard Döhl, Óscar Domínguez, Marcel Duchamp, Max Ernst, Patrycja German, Eugen Gomringer, K. O. Götz, Gerhard von Graevenitz, Dieter Hacker, Dick Higgins, Hannah Höch, Victor Hugo, Christian Jankowski, Marcel Jean, Franz Krause, Peter Lacroix, Pe Lang, Stéphane Mallarmé, Hansjörg Mayer, Henri Michaux, Rune Mields, Manfred Mohr, Vera Molnár, François Morellet, Frieder Nake, Georg Nees, Chandrasekhar Ramakrishnan, Gerhard Richter, Niki de Saint Phalle, Diet Sayler, Eran Schaerf, Konrad Balder Schäuffelen, Gustav Schleicher, Oskar Schlemmer, Steffen Schlichter, Zdenĕk Sýkora, Sophie Taeuber-Arp, André Thomkins, Troika [Eva Rucki, Conny Feyer, Sebastian Noel], Timm Ulrichs, Ben Vautier, herman de vries
Katalog
[un]erwartet. Die Kunst des Zufalls
Herausgegeben von Ulrike Groos und Eva-Marina Froitzheim
Mit einem Vorwort von Ulrike Groos und Textbeiträgen von Eva-Marina Froitzheim, Dietmar Guderian, Stefan Klein, Florian Mundhenke und Bettina Thiers
Broschur, 168 Seiten mit 61 farbigen und 19 s/w-Abbildungen, Deutsch / Englisch
Wienand Verlag
ISBN 978-3-7913-5497-2
29 € (Museum), 36 € (Buchhandel)
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