Zoologischer Privatgarten

Größe18 x 25 cm

Reinhold Nägele schafft sein kleines Wimmelbild Weihnachten 1923. Aus erhöhter Perspektive blicken wir auf einen »Zoologischen Privat-Garten«, eine kleine Stadt in der Stadt, die aus vielen Tierhäusern und -käfigen besteht. Im Bildvordergrund ist ein Bärengraben mit einem Braunbären und einem Eisbären zu sehen. Dahinter befinden sich Gehege von Raubkatzen und Elefanten, zudem gibt es ein Affenhaus und viele weitere Zwinger und Tierhäuser, die sich in dichter Staffelung in die Tiefe des Bildraums erstrecken. Mit viel Liebe hat sich Nägele den architektonischen Details der Tierhäuser gewidmet. Keines gleicht dem anderen und eines sieht exotischer aus als das andere.
Die tatsächlichen Größenverhältnisse zwischen der Architektur, den Tieren und den Menschen sind zugunsten der Sicht- und Erkennbarkeit der Tiere aufgehoben. Der Schimpanse steht wie ein Riese in seinem Käfig, die Elefanten erscheinen im Vergleich geschrumpft. Obwohl Nägele sein Bild »Zoologischen Garten« nennt, gleicht die Anlage eher einer steinernen Wüste, in der sich die Bäume und das wenige Grün verlieren. Sein Zoo ist eine fantastische, beinahe traumartige Stadt, in der die Menschen ihrer Schaulust nachgehen.
Nägele zeigt keinen bestimmten, identifizierbaren Zoo, sondern setzt die Idee des für das späte 19., frühe 20. Jahrhundert typischen Zoos ins Bild. Wie seinerzeit noch weit verbreitet, prägen in den Zoos der europäischen Metropolen zumeist ausgefallen gestaltete Tierhäuser das Bild, die mehr an städtische Architektur als an geeignete Behausungen für Tiere erinnern. Die Anlagen sind eine einzigartige Inszenierung mit »lebenden Schauobjekten«.

Werkdaten
Inventarnummer: R-0297
Material / Technik: Radierung
Creditline: Kunstmuseum Stuttgart
Lizenzhinweis
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024 / Foto: Frank Kleinbach, Stuttgart
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