Museum Haus Dix
Auf den Spuren einer Künstlerfamilie
Im Museum Haus Dix wird der Alltag einer Künstlerfamilie in der Nachkriegszeit erfahrbar. In dem einstigen Atelier- und Wohnhaus mit Blick auf den Bodensee lebte der Maler Otto Dix mit seiner Frau Martha und den drei Kindern von 1936 bis zu seinem Tod 1969. Ein Mediaguide führt die Besucher:innen durch die Räume mit ihren Geschichten, die noch heute faszinieren. Der idyllische Garten mit zahlreichen Terrassen und das Museumscafé laden zum Verweilen ein.
Von Dresden an den Bodensee
Otto Dix, geboren 1891 in Untermhaus (heute Stadtteil von Gera), zählt zu den wichtigsten Malern des 20. Jahrhunderts und wurde in den 1920er-Jahren zum führenden Vertreter der Neuen Sachlichkeit. Als 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen, wurde sein Werk als entartet diffamiert. Dix musste auch seinen Lehrstuhl an der Kunstakademie Dresden aufgeben. Außer Landes zu gehen, kam für ihn jedoch nicht infrage: »Wie konnte man denn emigrieren, wenn man hier einen Stall voll Bilder hat? Da wären die Nazis gekommen und hätten alles beschlagnahmt. Das ist doch unmöglich!«
Die Familie siedelte stattdessen 1933 nach Randegg über. 1936 bezogen sie ihr neu errichtetes Haus in Hemmenhofen – in unmittelbarer Nähe zum neutralen Schweizer Ufer. Dieser Einschnitt in Dixʼ Leben hatte auch Einfluss auf sein künstlerisches Schaffen: Waren es zuvor Themen wie Krieg oder die Großstadt, die sein Werk prägten, so widmete sich Dix in seinen Arbeiten zunehmend der Landschaft am Bodensee.
»Ein schönes Paradies. Zum Kotzen schön. Ich müsste in die Großstadt! Ich stehe vor der Landschaft wie eine Kuh.«
Otto Dix
Das Wohnhaus
Dank einer Erbschaft war es Martha Dix möglich, das Grundstück in schon damals bester Lage zu erwerben. Das großzügige Haus wurde von dem Dresdner Architekten Arnulf Schelcher entworfen. Charakteristisch sind das Atelierfenster an der Ostseite, der umlaufende Balkon sowie zahlreiche Fenster, die den Blick auf den See freigeben.
Im Inneren gliedert sich das Haus in drei Etagen: Küche, Ess-, Wohn- und Musikzimmer sind im Erdgeschoss. Im ersten Stockwerk befinden sich das Atelier von Otto Dix und der Salon von Martha Dix, im zweiten die Zimmer der Kinder Nelly (1923–1955), Ursus (1927–2002) und Jan Dix (1928–2019).
Bei Führungen kann auch der Keller besichtigt werden, dessen Wände Dix und einige seiner Gäste bei einem Fastnachtsfest 1966 bemalten. Die Motive zeigen Figuren aus der alemannischen Fastnacht, aber auch Karikaturen von Freunden oder berühmten Persönlichkeiten. Die Wandmalereien waren lange hinter Regalen versteckt und wurden erst im Zuge umfangreicher Restaurierungsmaßnahmen im Dezember 2012 wiederentdeckt.
Konzept Museum Haus Dix
Für das denkmalgerecht restaurierte Wohnhaus wurde eine besondere Art der Rekonstruktion entwickelt, die diesen historischen Ort wiederherstellt und zugleich Zeit- und Kunstgeschichte lebendig werden lässt. In jährlich wechselnden Ausstellungen werden Gemälde und Grafiken von Otto Dix präsentiert. Auf jene Werke, die einst im Wohnbereich der Familie hingen und sich heute weltweit verstreut in Museen und Sammlungen befinden, verweisen Reproduktionen an den Wänden. Um die zeitliche Distanz zur Gegenwart deutlich zu machen, wirken die Bilder deshalb so, als hätten sie einen Abdruck an der Wand hinterlassen.
Ein Mediaguide begleitet die Besucher:innen durch das Haus und den Garten. Er gibt Auskunft zu Kunstwerken, zum Familienleben in Haus und Garten und schildert persönliche Anekdoten von Jan Dix.
Haus und Garten wurden 2005 in das Denkmalbuch des Landes Baden-Württemberg eingetragen. 2010 wurde das Ensemble von der Otto-Dix-Haus-Stiftung e.V. denkmalgerecht saniert und museal ausgestattet. 2013 übergab es der Verein an das Kunstmuseum Stuttgart, das eine der weltweit bedeutendsten Dix-Sammlungen besitzt.
Museum Haus Dix
Otto-Dix-Weg 6
78343 Gaienhofen-Hemmenhofen
+49 (0)7735 / 93 71 60
dix [at] kunstmuseum-stuttgart [dot] de (dix[at]kunstmuseum-stuttgart[dot]de)
Öffnungszeiten
Das Museum Haus Dix ist aktuell geschlossen.
Nächste Saison: 15.03. bis 31.10.2025
Mi bis So 10–17 Uhr
Mo geschlossen
Di für Gruppen auf vorherige Anfrage
Eintritt
6 € / 4 €
Kinder und Jugendliche (6–14 Jahre) 2 €
Familien 12 €
Mettnau-Card 4 €
Bodensee Card West 5 €
Mit Ticket Kunstmuseum Stuttgart 5 € / 4 €
Kombiticket Hesse-Dix (Hesse Museum Gaienhofen / Museum Haus Dix) 9 € / 6 €
Freier Eintritt: ICOM, Deutscher Museumsbund, Förderverein Museum Haus Dix und Freundeskreis Kunstmuseum Stuttgart
Führungen
Jeden 2. und 4. Sonntag im Monat
jeweils 13 Uhr und 14:30 Uhr
3 € / 2 € (zzgl. Eintritt)
Um Voranmeldung wird gebeten unter +49 (0)7735 / 93 71 60 oder dix [at] kunstmuseum-stuttgart [dot] de (dix[at]kunstmuseum-stuttgart[dot]de).
Der Keller kann nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden.
Mediaguide
Kostenlos an der Museumskasse erhältlich
Auch als App im Museum downloadbar
Standesamtliche Trauungen
im Museum Haus Dix
Standesamt Gemeinde Gaienhofen
Doris Weber
+49 (0)7735 / 99 99 114
doris [dot] weber [at] gaienhofen [dot] de (doris[dot]weber[at]gaienhofen[dot]de)
Merkblatt Trauungen im Museum Haus Dix
Förderverein Museum Haus Dix
Hemmenhofen e.V.
+49 (0)7735 / 93 82 91
info [at] foerderverein-museum-haus-dix [dot] de (info[at]foerderverein-museum-haus-dix[dot]de)
foerderverein-museum-haus-dix.de
Präsentation 2024
»Innere Emigration«? Otto Dix und die politische Landschaft
Im Fokus der Präsentation stehen die in Bodenseenähe entstandenen Landschaftsgemälde von Otto Dix, von denen aus Verbindungslinien gezogen werden zum Ehepaar Dix und dem familiären Leben auf der Höri sowie zu den politischen Gegebenheiten.
Dix’ künstlerisches Wirken war ab 1933 unmittelbar durch die Anordnung der Nationalsozialisten zur Entlassung von seiner Professur für Malerei an der Dresdner Kunstakademie und die Verfemung seines Werks als »entartete Kunst« geprägt. Seine Hinwendung zu einer besonderen, politischen Landschaftsmalerei ist Thema der Präsentation im Atelier von Otto Dix. Der durch eine Erbschaft von Martha Dix ermöglichte Hausbau als Lebensmittelpunkt der Familie in Hemmenhofen und ihre Position als Bauherrin Mitte der 1930er-Jahre werden im Salon Martha Dix dargestellt.
Kuratiert wurde die Ausstellung von Dr. Ina Jessen, Kunsthistorikerin und Otto Dix-Expertin. Die Umsetzung erfolgte in Zusammenarbeit mit Dierk Höhne, Kurator am Kunstmuseum Stuttgart.